Vergangenheitsaufarbeitung
Liebe ehemalige Teilnehmer der vergangenen "Brücke"-Jahrgänge seit 2010, liebe Eltern,
auf dieser Webseite waren bis zum Winter 2019/2020 mit Eurer Zustimmung die Abschluß-Fotos der vergangenen Jahre veröffentlicht. Wir haben diese Fotos vom Netz genommen, als klar wurde, das wir nicht mehr sicher sein konnten, ob es für Euch wünschenswert ist, gemeinsam mit "Max" Thomas Hegewald öffentlich zu erscheinen.
Dieser unser ehemaliger Mitstreiter und Kollege hat sich als ein Mann mit mindestes zwei Gesichtern entpuppt. Mit seiner Verhaftung im November 2019 wurden umfangreiche polizeiliche Ermittlungen gegen ihn bekannt: wegen schwerer Vorwürfe, im Rahmen seines Hauptberufs als Aikido-Lehrer sexualisierte Gewalt gegen Schüler ausgeübt zu haben.
Bald wurde klar: Er hat auch unser Vertrauen und unsere Strukturen mißbraucht. Wir mußten in mehreren Wellen der Enttäuschung unter anderem das Wort "Täterstrategie" lernen und verstehen: "Max" hatte mehr Motive als er uns und Euch gezeigt hat.
Anfang Juli 2020 wurde Thomas Hegewald rechtskräftig zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Es geht um eine umfangreiche Liste von Taten gegen mindestes 10 betroffene Jungen aus dem Kreis seiner Aikido-Schüler über einen Zeitraum von mindestens sieben Jahren. Nicht alle Fälle konnten ermittelt werden, nicht alles wurde zur Verhandlung gebracht. Im Laufe des Prozesses war nicht erkennbar, ob oder wie "Max" seine Schuld reflektiert hat.
Was bedeutet das für Euch und für uns?
Für die Arbeit der Jugendweihe Brücke ist es ein grundlegendes Ziel, Jungendliche auf ihrer Schwelle zum Erwachsenwerden achtsam zu begleiten, sie in ihrer Selbstwahrnehmung zu stärken und ihr Selbstvertrauen zu eigenen Entscheidungen wachsen zu lassen.
Selbstbestimmung ist uns also wesentlich, genauso wie Vertrauen, faire und belastbare Beziehungen und die Fähigkeiten sich in Gemeinschaften einzubringen - und so ein gutes Leben zu ermöglichen. Das "neue Wir" braucht starke "Ichs", hat eine Zeitschrift einmal getextet.
Wir wollen, dass die Kinder und Jugendlichen ihr Recht auf Selbstbestimmung kennen und es durch unsere Arbeit gestärkt wahrnehmen. Hierzu gehört auch grenzverletzendes Verhalten anzuzeigen und zu klären.
Wir konnten uns anfangs nur schwer vorstellen, das in den Abläufen der "Brücke" - Veranstaltungen Raum für sexualisierte Gewalt gewesen sein sollte. Auch wegen des durchgehenden Mehr-Augen-Prinzips. Wir müssen aber einsehen und annehmen, das wir nicht alles wissen können. Das Gefahren für unsere Teilnehmer bestanden haben können. Übergriffe beginnen auch schon bei einer inneren Haltung, ohne das etwas "passiert". Besonders da, wo ein Teilnehmer zusätzlich auch "Max´" Aikido - Unterricht oder -Trainingscamps besucht hat oder wenn es mit ihm nach der Brücke persönlich Kontakt gegeben hat, sehen wir diese Beziehungen sehr kritisch. Wir glauben, das wir im Verstehen und in der Aufarbeitung gerade erst am Anfang sind.
Wir haben von Beginn an vieles versucht, um zu möglicher Aufklärung beizutragen, haben alle Familien der Jahrgänge ab 2015 persönlich angeschrieben und bislang 12 großteils ermutigende Antworten bekommen. Bis heute ist uns kein "Fall" in der Brücke bekannt. Doch was sagt das schon?
Darum: Wenn Ihr in Eurer Familie von Grenzüberschreitungen, unguten Erfahrungen oder Verdachtsmomenten sprechen könnt, bieten wir uns weiter für einen Austausch an. Ihr erreicht uns unter:
info(aet)jugendweihe-dresden.de
Wir können auch verstehen, wenn die Vertrauensbasis zu uns dafür nicht reicht. Zudem sind wir keine Beratungsprofis in diesem Feld. Im Zweifel empfehlen wir also dringend, diese Beratungsangebote für Euch zu nutzen. Auch wir tun das.
An folgende Stellen könntet Ihr Euch wenden:
Dresden:
Leipzig:
Riesa:
Chemnitz:
Mit der Brücke geht es in einem neuen Team ab 2022 weiter.
Wenn wir uns in dieser Entwicklung wiederbegegnen, würde uns das freuen.
herzlich grüßt Euch das Brücke-Team